Der „Oster-Hammer“

Von Henry Blum

Hammerwetter schon Anfang April? – Die Saison hatte in vielen Vereinen noch gar nicht begonnen, da überraschte uns das Wetter am Ostersonntag, den 5. April 2015 bereits mit dem ersten richtigen Hammertag des noch jungen Jahres 2015.

Wie kam’s dazu? – Meeresluft arktischen Ursprungs war eingeflossen und geriet allmählich unter Hochdruck-Einfluss. Am Samstag nieselte es zwar noch aus tiefhängenden Wolken vor allem im Süden und Südwesten. Wer aber die Vorhersagen auch aus dem Fernsehen verfolgt hatte, konnte schon wissen, daß der Sonntag in vielen Teilen Deutschlands fliegbar werden würde. Noch in der Nacht verzogen sich die Wolken und der Sternenhimmel wurde sichtbar. Früh aufgestanden, bestätigte ein strahlend blauer Himmel, das die Prognosen zutrafen. Ein kurzer Check der Vorhersage der hohen Bewölkung ließ auch für später keine Einschränkungen der Einstrahlung weiter oben erwarten.

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 Abbildung 1 – Vorhersage der hohen Wolken läßt ungehinderte Einstrahlung erwarten. (Copyright: www.wetterzentrale.de)

Ein zweiter Kontrollblick in die Wetterkarte (der aequivalent potentiellen Temperatur) bestätigte die aussergewöhnliche Güte der Luftmasse und die fast optimale Druckverteilung. (Siehe auch Abbilung 2). Die gleiche Wetterlage im Mai oder Juni hätte vermutlich den „Hammer-Tag des Jahres“ abgegeben. – Jetzt, Anfang April aber stand die Sonne noch deutlich niedriger am Horizont und auch die Tage waren eigentlich zu kurz. Zudem würden sich zwischen der Basis und der in 3800 bis 4000 m hoch liegenden Inversion ca. 4-6/8 Quellbewölkung mit vielen Cumulus Congestus entwickeln. Die mussten die Einstrahlung zumindest am Boden abschwächen. Trotzdem, in so einer Luftmasse konnte man eine aussergewöhnlich hohe Thermik-Ausbeute erwarten. Und so war es denn auch. Noch vor 9.30 Uhr Sommerzeit (also vor 7.30 Uhr UTC!) entwickelten sich bereits die ersten deutlich abgegrenzten Quellungen und zeigten an, die Luftmasse wird hoch aktiv. Letzte Zweifel an der Güte der Wetterlage dürfte der Segelflug-Wetterbericht beseitigt haben. Er bestätigte den raschen Anstieg der Basis und erwähnte sogar die Ausbildung von Cumulus Strassen. Deren Aufreihungen würden schnelles Vorfliegen begünstigen. –

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Abbildung 2 – Dunkelblaue Farben in der Karte der Aequivalent Potentiellen Temperatur (wird aus Temperatur und Feuchte berechnet) zeigen eine excellente Luftmasse an. – Besser geht’s in unseren Breiten eigentlich nicht!! – Auch die Druckverteilung ist bis auf den äussersten Süden fast optimal. (Copyright: www.wetterzentrale.de)

 

Und so kam’s dann auch. Die Frühaufsteher wurden mit guten, später sogar sehr guten Bedingungen entlohnt:

Michael Ebel, gestartet in Reinsdorf auf ASW 22BLE konnte bereits um 8.50 UTC seinen ersten Bart mit 1 m/sec auskurbeln. Später am Tag fand er sogar einen Bart mit 4,9 Meter/Sekunde integriert. Als er um 17.21 Uhr UTC landete, hatte er bereits 926 Kilometer auf dem Zähler. – http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=4195153

Weiter im Südwesten kurbelte Christian Maex auf ASG 29E/18m bereits um 8.38 Uhr (UTC) in 2,7 Meter/Sekunde! – Er war auf der Burg Feuerstein gestartet und kam am Ende mit 886 Kilometern nach Hause. Auch er hatte bereits um 10.17 Uhr UTC Steigwerte von 4,7 Metern auf dem Vario und traf auch im weiteren Flugverlauf regelmäßig weit mehr als 3 Meter/Sekunde Steigen an. – http://www.onlinecontest.org/olc2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=4193678

Platz 3 in der Streckenwertung des OLC eroberte sich Jürgen Koch aus Bad Neuenahr auf einer HPH 304S Shark. Sein erster richtiger Bart um 9.20 Uhr UTC jubelte den Integrator und seine Maschine bereits mit 3,1 Meter/Sekunde auf 2000 Meter über Normal Null. Der Kilometerzähler blieb bei ihm bei 871 Kilometer stehen. – http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=4193601

Begleitet wurde Jürgen von seinem Teamkameraden Dietmar Spranger auf einer DG600/18m. Er kommentierte seinen Flug nach fast 829 Kilometern kurz und knapp: „Teamflug mit PC, irre kalte Stunden, aber mit das beste, was ich von EDRA aus erlebt habe. DANKE JÜRGEN!“ – http://www.onlinecontest.org/olc-2.0/gliding/flightinfo.html?dsId=4193442

Elf weitere Piloten überschritten die 700 Kilometer Marke und allein 26 kamen über 600 Kilometer weit. Sage und schreibe 162 Flüge über mehr als 500 Kilometer wurden bereits einen Tag später im OLC registriert.

Was hätte man sich zu den kalten Feiertagen besseres wünschen können? – Warme Socken vielleicht? – Für alle Segelflieger keine Frage. Da hielt Petrus die beste Alternative parat. – Den „Oster-Hammer“.

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