Meine erste Aussenlandung

Und noch ein Bericht von einem Überlandflug aus früherer Zeit

von Herny Blum

 

Meine erste Aussenlandung hab ich bei Obernheim auf der schwäbischen Alb hin gelegt und dabei gleich Bekanntschaft mit der sprichwörtlichen schwäbischen Bauernschläue gemacht ….

Es war Hammerwetter. Ich war mit unserem Zugvogel I unterwegs und wollte die 50 km für die Silber C schaffen. – Gleich die ersten zwei Bärte hatten mich mit mehr als 3 m/sec nach oben getragen. Da es so gut lief, wollte ich in Rekordzeit ans Degerfeld fliegen… Also hab‘ ich schwächere Bärte einfach stehen lassen und bin auf Direktkurs an den schönsten Cumuli vorbei geflogen, bis es zu spät war. – Ich fand mich plötzlich in dreihundert Meter über Grund wieder und mußte mit dem Zugvogel auf einen Acker… Das Feld war groß, der Anflug frei und die Landung schliesslich auch kein Problem.

Ich war gerade ausgestiegen, als ein Bauer mit seinem Traktor angetuckert kam. Er fuhr einmal im Kreis um mich herum, wohl um zu sehen, ob alles in Ordnung war. Dann stieg er ab, kam auf mich zu, schaute noch mal auf den Flieger und herrsschte mich ohne zu grüßen in breitestem Schwäbisch an:

„Häscht Du überhaupt scho a Flugschei?“ –
„Klar hab‘ ich!“ – „Mit 17 kann man den schon machen!“ – Ich war bereits 22 oder 23 und wollte ihn nicht gleich verärgern. Immerhin könnte die Landung auf seiner Wiese ja noch ein Nachspiel haben. – Ich hatte so einiges gehört über Flurschäden und Haftungs-Ansprüche. Aber seine Miene hellte sich etwas auf und es entwickelte sich folgender Dialog:

„Do häscht aber Mords-Glück ghet, daß de da heil ra komme bisch!“ –
„Ich, wieso?“ –
„Ha, do hat’s scho mee Unfäll gä! – Letschtes Johr isch au einer glandet, dem hät’s de Schwanz abdreht!“
„Oh, schade! – Aber hier kann man doch ganz gut landen!“ –
„Jetzt scho! – Aber vor a pahr Johr sind da noch Böhm g‘stande!“ . Ich musste schmunzeln und nach einer kurzen Gedankenpause fuhr er fort:
„Und en Starfighter isch au scho da ra g’haglet!“
„Ein Starfighter?“, also ein Düsenjäger? – Ich konnte es nicht glauben…
„Do,“ er zeigte mit dem Finger auf’s Dorf, „do hat er am letzschte Hus s’Dach ra grisse! Und do ufm Feld isch er uffgschlage!“ – Er zeigte auf meine Landewiese. – „De Motor isch vorne nuus gfahre and hinte im Wald het er au no a paar Böhm umgrisse!“
„Und der Pilot? – Was ist dem passiert?“
„Oh, des war so‘n junger kanadischer Siacher! – Der hätt sich scho a paar Kilometer vorher mit dem Fallschirm rus gschosse und de Karre oafach renne lau!“
„Gottseidank hat er’s überlebt! – Haben Sie denn wenigstens ihren Flurschaden ersetzt bekommen?“
Jetzt lächelte er zum ersten Mal verschmitzt:
„Kaasch der denke!“, belehrte er mich.
„Als erschtes bin i nah gange, han en Schrubezieher g‘holt und han em sine Ührle aus’m Fliager ruus gschrubet!“
„Sie haben ihm die Instrumente aus dem Cockpit geschraubt?“ – Ich war von den Socken und hab mir in Gedanken vorgestellt, welchen Eindruck wohl die Unfallermittler der Kanadier gehabt haben müssen, als sie am Wrack ankamen…
„Haben Sie die denn noch?“
„Hanoi, – de Bürgermeischter hat en Erlaß rus gäh, daß se die Ührle wieder bruche, sonscht könnte se net fescht schtelle, wieso der Fliager ra g’hagelt wär! – Und se hen mi au guat zahlt! – No hanne se halt wieder her gä!“
Ich konnt’s immer noch nicht richtig glauben…
„Woher wussten Sie denn, wie man Instrumente aus einem Flugzeug ausbaut?“
„Ha woascht,“ er klopfte mir kumpelhaft auf die Schulter und lachte, „im zwoate Weltkrieg war i Mechaniker auf de Focke Wulf 190! – I hann no scho gwisst, wie’s goht!“

(Dies ist der Author, allerdings schon ein paar Jahre älter, das bild stammt von 2002 )

Ein Kommentar:

  1. Toller Berich, Henry. Es wäre schön, wenn auch noch von anderen Piloten Berichte kämen. Herbert

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